Bendfeld.de Irland 2002 Tag 9
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Tag 9: Von Athlone nach Ardara (317 km) |
Das Irische Wetter wollte sich an
diesem Morgen für den Mist, den es am Vortag gemacht hat, mit wolkenfreiem
Himmel und Sonnenschein entschuldigen. Es sollte an diesem Tag schnurrstracks
Richtung Norden gehen. Trotz des herrlichen Sonnenscheins war es noch frisch
auf der Fahrt zur Boyle Abbey, einem gut
erhaltenen Kloster aus dem 12. Jahrhundert.
Auf unserer Fahrt über die N4 nach Sligo bogen wir auf halbem Weg auf die
Straße nach Ballimote ab. Eigentlich soll die Straße auch zu den
megalithischen Stätten von Carrowkeel führen. Wir jedenfalls haben
außer matschigen Feldwegen und blöd glotzenden Schafen nichts gefunden.
Falls Ihr Carrowkeel bei Eurem Irland-Urlaub finden solltet, schickt mir doch
bitte die Wegbeschreibung (oder noch besser die Koordinaten ;-) ).
Vor Sligo sind wir dann auf die R290 abgebogen, um den Loch Gill zu umrunden und das Parke´s Castle zu besichtigen. Vom Schloss aus sieht man die Isle of Inishfree, welche William Butler Yeats in seinem bekannten gleichnamigen Gedicht beschreibt. Danach ging es über die N15 zu der Stadt Donegal, wo ich mich erst mal mit einem Guinness stärken mußte, bevor wir uns das dortige Schloss aus dem 15. Jahrhundert ansahen.
Eigentlich hatten wir in Donegal
übernachten wollen, aber da es erst halb fünf war, entschlossen wir
uns, noch bis Letterkenny zu fahren. Eine Stunde später kamen wir in Carrick
(Charraig) an. Dort sind die höchsten Klippen Europas, die Sleave
League. Wir fuhren weiter nach GPS bis wir an ein Gatter mit etlichen Schafen
kamen. Da ich ohne meinen Bobtail Dusty als Schafhirte nicht tauge und wir dem
Bauern seine möglicherweise mühsam zusammengetriebenen Viecher nicht
wieder vertreiben wollten (die Schafe hassen meine Africa Twin, soviel hatte
ich in diesem Urlaub bereits rausbekommen), trauten wir uns nicht so recht,
einfach weiterzufahren. Der Bauer, der uns wohl so ratlos dort stehen sah, kam
aber gleich zu uns herüber. Ich sagte ihm, daß wir seine Schafe nicht
einfach vertreiben wollten und fragte ihn wie weit man bis zu den Sleave League
fahren bzw. laufen muß. Der erste Satz war "Don´t mind the
sheep." O.k., ich hätte es wissen müssen:Kümmer Dich nicht
um das Viehzeug. Dann erklärte er uns, daß wir ungefähr die
Hälfte des Weges fahren könnten, danach würde es zu matschig.
Als Letztes rechnete er uns für acht Uhr zurück in Carrick aus.
Ute und ich zogen uns zunächst zur Beratung zurück und machten uns
dann, eine Schafsherde vor uns hertreibend, auf den Weg zu den höchsten
Klippen Europas. Tatsächlich, irgendwann wich das trockene Steingeröll
nassem Gras. Den Wechsel der Bodenbeschaffenheit bemerkten wir insbesondere
daran, daß sich das Motorrad plötzlich in der Horizontalen und wir
beide uns darunter befanden. Wegen des weichen Grases war zum Glück weder
uns beiden, noch der Twin irgendwas Ernsthaftes passiert. Nichts desto trotz
stellten wir die Maschine besser ab und gingen ab dort weiter zu Fuß.
(Auf dem Foto ist die Stelle,
wo wir die Maschine abgestellt haben, mit einem blauen Kreis markiert.) Nachdem
wir die Helme abgenommen hatten, bemerkten wir die fürchterliche Mückenplage.
Wir konnten nicht einen Moment stehen bleiben ohne von tausenden von kleinen
Mücken gestochen zu werden.
Der Weg hatte es wirklich in sich, bestand zum größten Teil aus Felsbrocken
und Matsch, aber nach 40 min. Fußweg waren wir oben auf den Klippen (roter
Kreis auf dem Foto). Der Ausblick
von dort oben ist atemberaubend! Wir verharrten für zehn Minuten auf den
Klippen und machten uns dann auf den Rückweg. Um 19:10 fuhren wir wieder
an der Farm vorbei. Gerne hätte ich dem Bauern noch erzählt, daß
er uns etwas unterschätzt hat, doch leider war er nicht mehr da.
Wir haben es an diesem Abend natürlich
nicht mehr bis Letterkenny geschafft, sondern übernachteten in Ardara.
Zu erwähnen wäre da noch das Gesicht unsere B&B-Wirtin, als ich,
bis zu den Knien mit Schlamm bespritzt in ihr Haus wollte. Ich durfte dann aber
doch hinein.